Keiner weiß, was möglich ist
Bei einer Konferenz erklärte Ross, dass Huawei auch weiterhin auf der "Entity List" stehen wird, einer Art Schwarzer Liste, die es US-Firmen verbietet, mit bestimmten Firmen Handel zu treiben. Stattdessen sollen amerikanische Firmen Anträge stellen, um Ausnahmelizenzen zu erhalten, die ihnen den Verkauf bestimmter Produkte an Huawei erlauben. Das Department of Commerce soll künftig in jedem Einzelfall prüfen, ob bei einem bestimmten Verkauf eine Gefahr für die Nationale Sicherheit jeweils ausgeschlossen werden kann.Die Masse der Güter, für deren Verkauf an Huawei eine Lizenz nötig ist, bleibt also weiter bestehen, es könne jedoch Ausnahmen geben. Es gehe auch darum, dass man "nicht nur Umsätze aus den USA an ausländische Unternehmen transferiert", so Ross weiter. Gemeint ist damit wohl, dass die US-Firmen ihre Umsätze aus bisherigen Geschäften mit Huawei nicht an ausländische Konkurrenten verlieren sollen.
Larry Kudlow, wirtschaftlicher Berater des Weißen Hauses, deutete an, dass zum Beispiel einige Chiphersteller bald die Möglichkeit erhalten würden, für eine begrenzte Zeit wieder an Huawei zu liefern. Dies gelte für Produkte, die generell auf dem weltweiten Markt zu haben sind und somit als allgemein verfügbar gelten. Für die US-Partner des chinesischen Herstellers bedeutet dies aber, dass sie keinerlei genaue Vorgaben haben, was an Huawei geliefert werden darf und was nicht.
Stattdessen müssen Intel, Qualcomm, Microsoft, Google & Co nun praktisch "ausprobieren", welche Deals möglich sind und welche Produkte an Huawei geliefert werden können, ohne gegen die Vorgaben der US-Regierung zu verstoßen. Dabei besteht natürlich die Möglichkeit, dass einzelne Anträge abgelehnt werden, während andere Anträge für die gleichen Erzeugnisse "durchkommen". Hinzu kommt, dass die entsprechenden Vorgänge jeweils gewisse, nicht abzuschätzende Laufzeiten haben, so dass eine zeitliche Planung schwierig sein dürfte.