Der mit Xiaomi verbandelte Hersteller Roborock sorgt dieser Tage für Furore, denn mit seinem neuesten Staubsaugerroboter S6 will man nichts weniger als den besten Vertreter dieser Geräteklasse im Angebot haben. Wir haben ihn getestet - unter den allerhärtesten Bedingungen.
Staubsaugerroboter, das muss der Autor dieser Zeilen zugeben, waren bisher nicht sein Spezialgebiet. Es gibt zwar diverse Kollegen, die sich mit dem Thema beschäftigen (und die sicherlich auch fundiertere Vergleiche zu anderen Geräten dieser Art ziehen können), doch bisher war kein Bedarf für einen solchen automatisierten Haushaltshelfer. Das bisschen Dreck und Staub, das sich ansammelte, ließ sich leicht und schnell ein oder zwei Mal die Woche mit dem herkömmlichen Staubsauger beseitigen.
Sand, Waffeln, Blut und Tränen
Doch dann kam er. Er ist mittlerweile 16 Monate alt, liebt Reiswaffeln, die natürlich am besten schmecken, wenn man dabei die gesamte Wohnung inspiziert, und Sandkästen. Sand findet auf dem Körper und der Kleidung eines rund 80 Zentimeter großen und zwölf Kilogramm schweren Kindes übrigens mehr Orte zum Anhaften als auf den Zwei-Meter-Körpern der gesamten olympischen Beachvolleyball-Mannschaften - eine Anomalie, deren Erforschung Horden von Wissenschaftlern beschäftigt. Oder beschäftigen sollte.
Mit den ersten Schritten des jungen Mannes wurde aus dem wöchentlichen und regelrecht meditativen Herumspazieren mit dem Staubsaugerrohr in der Hand ein Wettlauf gegen die Zeit. Und den Dreck sowie Sand. Plötzlich dauerte es gerade einmal Stunden, bis die Wohnung aussah wie nach einer Woche und man sich im Bett wunderte, warum hier ständig Sand ist.
Ehe gerettet
Als die Möglichkeit kam, einen Roborock S6 zu testen, gab es kein Zögern. Die Gemahlin hatte Tränen in den Augen, denn sie wusste plötzlich: Diese Ehe würde halten und nicht mit der Boulevard-Schlagzeilen enden: "Familiendrama in Berlin: Mit dem Staubsaugerrohr erschlagen!"
Die Skepsis war dennoch da, schließlich gab es im Freundeskreis doch immer wieder Erfahrungsberichte, die nicht für Staubsaugerroboter sprachen. Beim Empfang des Pakets und dessen Öffnen gab es dann die erste Überraschung: Beides ist ziemlich groß, größer als das Gerät, das beim Bruder steht und mehr Staub auf der Oberfläche hat als es in den letzten Monaten aufgesaugt hat.
Der Aufbau ist schnell erledigt: Die Ladestation muss angesteckt und mit einer Plastikunterlage (die etwaige Parkettböden beim Einsatz des Feuchtwisch-Einsatzes schützen soll) versehen werden. Auf Knopfdruck wird das Gerät aktiviert bzw. mit der Ladestation gekoppelt.
Grundlegende Funktionalitäten wie Start/Stopp der Reinigung können zwar auch auf der Oberseite des Geräts initiiert werden, für die eigentliche oder volle Funktionalität ist aber eine App nötig: Mi Home. Diese dient zur Steuerung des gesamten Smart-Home-Setups, wenn man im "Ökosystem" von Xiaomi unterwegs ist. In unserem Fall stellt der Roborock S6 das Debüt dar, die Kopplung von Smartphone und Staubsaugerroboter ist aber denkbar einfach und erfolgt über die übliche simple Heimnetzwerkfreigabe, wenn sich beide Geräte im selben WLAN befinden.
Sohnemann, dessen größtes Hobby neben Bröseln und Krümeln sowie Sandspielen das Drücken von Knöpfen ist (was fast täglich die Frage aufwirft: Ist die Geschirrspülmaschine tatsächlich schon fertig oder wurde sie von kleiner "Geisterhand" ausgeschaltet), begutachtete den Roborock S6 mit etwas Skepsis und noch mehr Neugier, kleine Menschen sind diesbezüglich ganz wie Katzen.
Doch während Staubsaugerroboter auf Katzen eine große Faszination ausüben (so kann man jedenfalls in unzähligen Videos im Internet beobachten), kennt der nicht einmal Eineinhalbjährige seit dem ersten Testlauf nur eine Reaktion: panische Angst, Flucht, Geschrei und Tränen.
Alle bisherigen Versuche, ihn mit "Jenny" (wie der Roborock S6 von der Schwiegermutter getauft wurde) anzufreunden, scheiterten bisher. Das hat zur Folge, dass Jenny nur dann aktiv sein kann, wenn die Familie gerade unterwegs ist (das Gerät kann auch außer Haus per App aktiviert werden), etwa auf dem Spielplatz oder beim Einkaufen. Und ja, sie saugt zumeist bevor der Sand kommt - Sisyphus wäre beeindruckt.