Richard Yu, Chef von Huaweis Consumer Business Group, aus der sowohl sämtliche Android-Smartphones und Windows-PCs, als auch alle anderen endkundenorientierte Produkte stammen, die nun von den US-Sanktionen der Regierung unter Präsident Trump betroffen sind, hat sich erstmals offiziell zu dem Thema geäußert. Unter anderem kritisierte er, dass die USA in einen keineswegs von ihren Sicherheitsbedenken betroffenen Bereich eingreifen.
In einem per WeChat geführten Interview mit der US-Publikation The Information (Paywall) hat Richard Yu, Chef der Huawei CBG, erstmals Stellung zu den von den USA erlassenen Regelungen genommen, die es amerikanischen Unternehmen untersagen, mit dem chinesischen Hersteller Handel zu treiben. Durch die Schritte der Vereinigten Staaten werde Huawei praktisch dazu gezwungen, dass man ein eigenes Betriebssystem einführen und ein eigenes Ökosystem aufbauen müsse.
Yu: "Kaum zu glauben, dass die USA Endkundenprodukte einschränken"
Es sei für ihn nicht zu glauben, dass die US-Regierung für Huawei den Zugang auf Android limitere, so Yu weiter. Es handele sich um ein Produkt für Konsumenten, das in keiner Weise im Zusammenhang mit Problemen bei der Sicherheit von Telekommunikationsnetzen stehe. Es sei für ihn eine "große Überraschung" gewesen, dass die Amerikaner diesen Weg eingeschlagen hätten, sagte Yu außerdem.
Die US-Sanktionen würden Huawei nun "wirklich eine sehr harte Zeit" bescheren , auch weil "die US-Regierung uns nicht erlaubt, Microsoft Windows, Google Android und Intel-Produkte zu verwenden", erklärte Yu. Zuletzt hatte das US Department of Commerce den US-Firmen wie Google und Microsoft mit einer "Temporary General License" für Huawei die Möglichkeit eingeräumt, zumindest für 90 Tage gemeinsam an Updates und ähnlichem für die mit ihrer Software ausgerüstete Hardware zu arbeiten. Google hat seinerseits bereits angekündigt, dass man diese Möglichkeit nutzen will.
Yu: US-Sanktionen machen Erreichen von Umsatzzielen schwierig
Von Microsoft war bisher noch nicht ein Wort zu dem Thema zu hören. Dass Yu nun bestätigt, dass das US-Embargo auch Windows betrifft, macht deutlich, dass Huawei nun offenbar nicht mehr in der Lage ist, Lizenzen für Windows-basierte Laptops, Tablets und Server einzukaufen, da Microsoft schlichtweg gegen Vorgaben der Trump-Regierung verstoßen würde. Wie nun mit Updates für Windows-Systeme von Huawei umgegangen wird und ob eventuell sogar die Lizenzen und die Aktivierung von Windows auf Huawei-PCs betroffen sind, ist derzeit noch nicht klar.
Für Huawei sorgen die US-Sanktionen auch dafür, dass man die angestrebten hohen Umsatz- und Gewinnzahlen wohl nicht erreichen kann. Yus Unternehmenssparte hatte sich eigentlich das Ziel gesetzt, den Umsatz bis zum Jahr 2023 auf 150 Milliarden Dollar zu steigern. Dies werde nun wohl "sehr schwierig", wenn die Sanktionen weiter Bestand haben, sagte Yu zu den Aussichten, dieses Ziel auch tatsächlich zu verwirklichen.
Eigenes Alternativ-Betriebssystem in Arbeit
Gestern wurde bekannt, dass Huawei die Arbeit an seinem schon vor einiger Zeit erstmals erwähnten hauseigenen Betriebssystem nun stark beschleunigen will. Aus chinesischen Quellen war von Richard Yu selbst angeblich zu hören, dass man bereits ab Herbst 2019 bzw. Anfang 2020 ein eigenes Betriebssystem für Smartphones, PCs und diverse andere Plattformen einführen wolle, das mit Android-Apps kompatibel sein soll. Durch eine erneute Kompilierung der Apps für das neue Betriebssystem sei zudem eine erhebliche Performance-Steigerung im Vergleich zu Android zu erwarten.
In dem Bericht von "The Information" heißt es unter Berufung auf andere Quellen im Umfeld von Huawei, dass das sogenannte "Project Z" noch lange nicht fertig für den breiten Einsatz sei. Das so bezeichnete hauseigene, alternative Betriebssystem für Smartphones und andere Plattformen sei eigentlich für den heimischen Markt bestimmt gewesen und längst nicht so weit, wie die vorherigen Meldungen aus China es vermuten lassen.
Wichtige Updates zum Thema: Derzeit erreichen uns stetig immer mehr Details und offizielle Statements zum vorläufigen Entzug der Huawei-Android-Lizenz und der möglichen Beendigung der Zusammenarbeit seitens US-amerikanischen Unternehmen, die wir in folgenden Artikeln separat aufbereitet haben.
22.05. 11:39 Uhr Huawei soll Lizenz für Smartphone-CPUs auf ARM-Basis verlieren
Der britische Chip-Designer ARM hat seine Mitarbeiter angewiesen, sämtliche Verträge, Support-Aktivitäten und anderweitigen Kontakte mit Huawei mit sofortiger Wirkung ruhen zu lassen. Huawei droht somit der Verlust der Grundlage für seine Smartphone-Prozessoren.
21.05. 17:10 Uhr Huawei: Android-Ersatz angeblich ab Herbst - Apps bis zu 60% schneller
Huawei soll laut chinesischen Medienberichten eine eigene Android-Alternative angekündigt haben. Das Ersatz-Betriebssystem soll auf Smartphones, PCs und anderen Plattformen laufen und mit Android-Apps kompatibel sein. Andere Quellen melden jedoch, dass dieses sogenannte "Project Z" alles andere als fertig sei.
21.05. 00:12 Uhr USA fahren Huawei-Sperre zurück: Updates für Android & Co für 90 Tage
Die US-Regierung hat in einem überraschenden Schritt kurzfristig bekannt gegeben, dass Huawei für einen Zeitraum von zunächst 90 Tagen weiterhin mit seinen bestehenden Lieferanten aus den USA interagieren und somit wenigstens vorläufig für die Update-Versorgung seiner Kunden garantieren kann.
20.05. 16:58 Uhr Embargo auch auf Windows? Microsoft lässt Huawei-Frage (noch) offen
Wenn Google kein Android mehr an Huawei liefert, was passiert dann mit Windows? Microsoft ist schließlich ebenfalls ein amerikanisches Unternehmen muss sich ebenfalls an die Vorgaben aus Washington halten. Noch lässt Redmond diese Frage aber offen.
Kommentar Make America Great Again - der Rest der Welt kann brennen
Der Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und China erreicht eine neue Dimension. Für die Eskalation ist vor allem ein Mann verantwortlich: Donald Trump. Was will er erreichen? Ein Kommentar.
20.05. 12:29 Uhr Huawei-Eskalation: Jetzt gerät Apple ins Kreuzfeuer wichtiger Kunden
Apple gilt mit seinen iPhones, iPads und Macs in China als DAS Symbol für tolle Technik aus den Vereinigten Staaten. In der zugespitzten Situation des eskalierenden Handelskrieges führt das jetzt zu massiven Boykott-Aufrufen.
20.05. 10:39 Uhr Erstes Statement von Huawei zu Entzug der Android-Lizenz
Huawei hat sich mit einiger Verzögerung jetzt erstmals zu dem Thema zu Wort gemeldet. In einer offiziellen Stellungnahme heißt es, dass alle bestehenden Geräte weiterhin mit Sicherheits-Updates und Services versorgt werden sollen.
20.05. 09:48 Uhr Google: Aktuelle Huawei-Smartphones sollen funktionieren wie bisher
Google hat mittlerweile auch von offizieller Seite angedeutet, dass Huaweis Android-Lizenz suspendiert wurde. Der Internetkonzern sicherte aber zu, dass die Huawei-Kunden auch weiterhin Zugriff auf Google Play und andere Services haben werden.
20.05. 07:58 Uhr Google war nur der Anfang: Auch US-Chip-Konzerne stellen Huawei kalt
Nach Google haben als Reaktion auf die neuen Sanktionen der Trump-Regierung gegen Huawei die Chipkonzerne Qualcomm, Xilinx, Intel und Broadcomm laut einem Medienbericht entschieden, vorerst keine weiteren Chips an den Hersteller zu liefern.
19.05. 21:36 Uhr Bericht: Google hat Huawei die Android-Lizenz entzogen
Der Internetkonzern Google hat laut einem inzwischen von mehreren Quellen unabhängig bestätigten Bericht der Nachrichtenagentur Reuters seine Zusammenarbeit mit Huawei rund um das mobile Betriebssystem auf Eis gelegt. Hintergrund sind offenbar die jüngsten Sanktionen der US-Regierung, welche amerikanischen Firmen die Kooperation mit Huawei untersagen.