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Gesichtserkennung:
System der Londoner Polizei ist noch peinlicher

Gesichtserkennungs-Systeme liefern in den Händen der Polizei nicht nur ziemlich schlechte Ergebnisse, wenn die Technologie in Wales eingesetzt wird. Selbst in großen Metropolen, wo viele eine bessere Umsetzung erwarten, sind die Ergebnisse katastrophal, wie aktuelle Daten aus London belegen.
Grigory Bakunov
15.05.2018  13:19 Uhr
Dort betreibt die Metropolitan Police ein Gesichtserkennungs-System, das mit verschiedenen Überwachungskameras im Stadtgebiet gekoppelt ist. Und nach dem bisherigen Stand ist die gesamte Technik im Grunde eine riesige Fehlinvestition. Denn in der Praxis wurden erst zwei Personen korrekt identifiziert, wobei keine von diesen aufgrund eines Verbrechensvorwurfes in der Fahndungsliste zu finden war. Entsprechend erfolgte auch noch keine Verhaftung aus dem Einsatz des Systems, wie The Register berichtet. Das geht aus Informationen hervor, die die Kampagnengruppe Big Brother Watch über das Informationsfreiheitsgesetz erlangt hat. Ganz ähnlich wie zuvor schon in Wales, schlägt das System aber auch ziemlich oft völlig unbegründet Alarm. Der Computer meint, auf den Kamera-Aufnahmen eine Person erkannt zu haben, deren Bild auch auf der Fahndungsliste auftaucht. Bei einer Überprüfung durch die Beamten stellt sich aber auch hier in aller Regel heraus, dass es sich dann doch eher um zwei ziemlich verschiedene Personen handelt.

Verantwortliche sehen kein Problem

Seitens der Polizei will man diese Fehler allerdings nicht direkt als falsch-positive Rückmeldungen einordnen. Denn, so hieß es, man müsse letztlich das Gesamtergebnis aus der Kombination der maschinellen Erkennung und der Überprüfung durch Beamte betrachten - denn nur dies hat dann eine bewertbare Konsequenz für den Bürger. Allerdings kann man es schon auch als Konsequenz für den Bürger bewerten, wenn ein teures System angeschafft wird, das den Polizisten letztlich noch mehr Arbeit macht, als dass es irgendetwas nutzen würde.

In Wales hatte man ein entsprechendes System im Rahmen des Champions League-Finales im vergangenen Jahr erprobt. Auch hier waren die Ergebnisse im Grunde völlig unbrauchbar. Wie auch dort erfolgt der Einsatz in London nicht im alltäglichen Geschäft der Polizei. Vielmehr soll das Verfahren unterstützend bei größeren Ereignissen helfen und wird passend zu diesen mit Bildmaterial zum Abgleich gefüttert, das jeweils passen soll. So will man bei Fußballspielen beispielsweise Hooligans identifizieren, die bereits wegen Gewalttaten verurteilt sind, während diese die Behörden bei einem Volksfest eher weniger interessieren.

Die Aktivisten, die sich gegen den Einsatz solcher Systeme richten, müssen auf der anderen Seite aktuell eher aufpassen, dass ihre Argumente gegen die Technik in der Öffentlichkeit nicht ins Leere laufen. Sie richten sich in erster Linie dagegen, dass quasi alle Bürger im Erfassungsbereich von Kameras ständig mit Datenbanken abgeglichen werden und sehen darin schlichte Verletzungen von Grundrechten.

Polizei: Ihr Kind lernt programmieren? Es könnte kriminell sein!
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