
Amazon funktioniert etwas anders als Konkurrent Netflix, das muss anfangs angemerkt werden. Denn während der Nur-Streaming-Riese ausschließlich Videos im Angebot hat, will Amazon Kunden für das Prime-Paket gewinnen. Dieses besteht aus diversen Bestandteilen, darunter kostenlosem und schnellem Versand, kostenlose Musik sowie Bücher und noch vieles mehr. Entsprechend anders gestaltet sich die Kalkulation, wie auch der umfangreiche Leak der Nachrichtenagentur Reuters zeigt.
So schreibt Reuters unter Berufung auf interne Dokumente von Amazon, dass es dem Versandhändler Anfang 2017 gelungen ist, mit seinem TV-Serien-Angebot mehr als fünf Millionen Menschen weltweit für Prime zu gewinnen. Alleine in den USA hat Amazon bei Serien und Filmen ein Gesamtpublikum von etwa 26 Millionen Kunden.
"Filme verkaufen Schuhe"
Interessant ist vor allem die (erweiterte) Kosten/Nutzen-Rechnung für Eigenproduktionen. Hier kalkuliert Amazon, wie teuer eine Show ist, wie viele Menschen sie sehen und wie viele Kunden sie zu Prime locken können. Denn letzteres ist aus einem simplen Grund essentiell: Man will aus Zusehern Shopper machen. Amazon-Chef Jeff Bezos hat das 2016 folgendermaßen umschrieben: "Wenn wir einen Golden Globe gewinnen, dann hilft uns das, mehr Schuhe zu verkaufen."Ein Beispiel für eine derartige Kalkulation ist die erste Staffel von The Man in the High Castle: Diese hatte Anfang 2017 in den USA acht Millionen Zuseher, gekostet hat sie 72 Millionen Dollar (Produktion und Marketing). Weltweit bracht die Serie 1,15 Millionen Abonnenten zu Prime. Amazon kalkulierte, dass die Sendung 63 Dollar pro Neukunden kostet.
Das ist für das Unternehmen eine klar positive Rechnung, denn ein Prime-Abo kostet dort 99 Dollar pro Jahr. Die Kalkulation ist natürlich auch umfangreicher, denn Prime-Kunden kaufen in der Regel mehr als Nicht-Abonnenten. Wie genau Amazon diese Form der Kundenakquise berechnet, geht aus den Dokumenten nicht hervor.