In der südchinesischen Stadt Guangzhou sollen sich Bürger in Kürze bald schon mit der ID des in China führenden Messengers Wechat autorisieren können. Bei Behördengängen, Hotel-Registrierungen, Onlinekäufen und anderen Vorgängen, die eine Identifikation erfordern, soll künftig eine Online-ID ausreichen.
Wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, wurde gestern ein entsprechendes Pilotprogramm im Regierungsbezirk von Nansha
gestartet. Die Autorisierung per Wechat-ID soll zunächst in der Provinz von Guangdong getestet und bereits ab Januar im Rest des Landes schrittweise eingeführt werden. Der für Wechat verantwortliche Hersteller Tencent arbeitet bei dem Projekt mit dem Ministerium für öffentliche Sicherheit und anderen Regierungsstellen eng zusammen. Den Behörden dürfte die vertiefte Kollaboration eine Zensur und Kontrolle der Bürger nochmals deutlich erleichtern.
In der Provinz Guangzhou wurde bereits länger mit dem Einsatz von Wechat für bestimmte öffentliche Dienstleistungen experimentiert. So bietet das Volksgericht von Guangzhou bereits seit einiger Zeit eine Mini-App auf der Wechat-Plattform an, um Bürgern den Zugang zu relevanten Fallinformationen, Akten und anderen Gerichtsdaten zu erleichtern.
Abgleich mit Behörden
Den Wechat-Ausweis soll es
künftig in zwei Versionen geben. Bei einer als Mini-App angebotenen Variante für die simple Identifikation von Privatpersonen machen die Nutzer einfach mit der Handy-Kamera ein Foto von sich, und erhalten anschließend ihre Identifikationsnummer.
Eine erweiterte Version für Gewerbeanmeldungen und andere Szenarien, bei denen eine strengere Authentifizierung erforderlich ist, erfolgt die Registrierung über sichere Terminals der Polizei. Dabei werden die angegebenen Daten von einem KI-System der Behörden auf Richtigkeit überprüft und miteinander abgeglichen.
Für Wechat ist die Zusammenarbeit mit der Regierung ein weiterer Schritt, seine Rolle als führender Messenger-Dienst in China weiter zu festigen. Die App wird vom IT-Riesen Tencent entwickelt, welcher für manche wegen seiner Verflechtung mit der Regierung fast schon als Staatsunternehmen gilt. Die Geschäfte von Tencent laufen dementsprechend prächtig. Mit einem
Börsenwert von mehr als einer halben Billion US Dollar, liegt Tencent mittlerweile vor dem Onlinehändler Alibaba und konkurriert bei der Marktkapitalisierung bereits mit Amazon und Facebook.