Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach plant, die ePatientenakte (ePA) bis Ende 2024 für alle Versicherten standardmäßig einzuführen. Wer die ePA nicht nutzen möchte, müsse per Opt-out widersprechen. Datenschutzbedenken wurden am gestrigen Mittwoch vom Bundesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit, Dr. Ulrich Kelber, vorerst zerstreut. "Wir sind große Fans der Digitalisierung im Gesundheitswesen", so Kelber laut dpa-Angaben. "Es gibt keinen grundsätzlichen Ausschluss einer Opt-out-Regelung aus datenschutzrechtlichen Aspekten." Dennoch sei gerade bei sensiblen Gesundheitsdaten der Einsatz bestmöglicher Datenschutz- und IT-Sicherheitsmaßnahmen notwendig. Wie die Grafik zeigt, dürfte die Digitalisierung im Gesundheitswesen allerdings weniger am Schutz von Patientendaten scheitern.
Laut einer Erhebung von Bitkom Research, bei der 535 Ärzte in Deutschland zum Thema befragt wurden, haben 29 Prozent der Befragten nicht die nötigen technischen Voraussetzungen, um die ePA in ihrer Praxis einzuführen. Lediglich sechs Prozent der Teilnehmer bieten die Befüllung der ePA an, die Patienten und Ärzte gleichermaßen Zugriff auf Medikationspläne, Befunde und andere Dokumente bietet, die ansonsten schriftlich ausgetauscht und angefragt werden müssten. Auch hinsichtlich des eRezepts besteht hierzulande Nachholbedarf. Rund 13 Prozent der Befragten stellen keine Rezepte aus und weitere sieben Prozent machen keine Angaben zum Thema. Insgesamt nutzen allerdings auch hier drei Viertel der befragten Ärzte noch klassische Rezepte auf Papier.
Die ePA kann von Kassenpatienen seit dem 1. Januar 2021 beantragt werden, bis zum vierten Quartal 2021 sollten planmäßig alle vertragsärztlich tätigen Leistungserbringer die für die Befüllung der ePA nötige IT-Infrastruktur geschaffen haben. Berichten von Zeitungen der Funke Mediengruppe zufolge nutzen bislang nur rund 570.000 der insgesamt 74 Millionen Pflichtversicherten die ePA. Der Großteil der ePA-Nutzer findet sich bei der Techniker Krankenkasse mit 350.000 von knapp 11 Millionen Versicherten, gefolgt von der Barmer mit 50.000 von 8,7 Millionen Versicherten und der gesamten AOK, bei der 40.000 der 27 Millionen Versichteren die ePA nutzen.